Nachfolgend habe ich wichtige Information zum Krankheitsbild "Lichen sclerosus" zusammengefasst. Bitte nehmen Sie Kontakt auf, wenn Sie zum Thema eine Online- oder Telefonsprechstunde wünschen.
Als Einstieg in das Thema empfehle ich ein Erklärvideo, dass das Krankheitsbild und den aktuellen Stand der Wissenschaft dazu zusammenfasst.
Lichen sclerosus ist eine chronisch verlaufende, nicht ansteckende entzündliche Hautkrankheit des äußeren Ano-Genitalbereichs, selten auch an anderen Körperstellen, von der überwiegend Mädchen und Frauen, selten auch Jungen und Männer betroffen sind. Die Erkrankung kommt bei Frauen in allen Altersstufen vor mit erstem Gipfel in der hormonellen Ruhephase (3-8 Jahre), mit Beginn der Pubertät bleibt die Hautproblematik, wenn sie vorher erkannt und behandelt wurde, bestehen, aber es gibt seltener Rezidive und Beschwerden. Ein 2. Beschwerdegipfel ist bei Frauen nach den Wechseljahren. Bei Jungen äußert sich der Lichen sclerosus als Balanitis sclerotica, die zur Phimose mit Beschwerden beim Wasserlassen führen kann, mit einem Altersgipfel im frühen Grundschulalter.
Trotz der großen Verbreitung und der typischen Beschwerden verstreicht oft lange Zeit bis zur Diagnostik. Betroffen ist statistisch jede 50. Frau, bei Mädchen geht man von einer Prävalenz von 1:900 und Jungen 1:1000 aus bei einer großen Dunkelziffer.
Mädchen und Frauen klagen über anhaltenden quälenden, nicht beherrschbaren Juckreiz, Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen bei der Defäkation. Bei Kindern führen die typischen Einblutungen sowie Blutspuren im Slip nicht selten zum Verdacht eines erlebten sexuellen Übergriffs. Für ältere Jugendliche und Frauen werden die Beschwerden zur Belastungsprobe vieler Beziehungen aufgrund von Schmerzen im Intimbereich und Hauteinrissen beim Geschlechtsverkehr.
Wie lange Mädchen und Frauen leiden, wie wenig sie in ihren Beschwerden verstanden werden und wie viele Konsultationen oft erfolglos notwendig sind, bis die Diagnose endlich steht, ist in folgendem preisgekrönten Film nachzuvollziehen
Ursächlich für das Krankheitsbild ist eine T-Zell vermittelte Entzündung in der Epidermis und Dermis unter Beteiligung der Gefäße, dadurch kommt es zur Zerstörung der Keratinozyten und Melanozyten und zur Vaskulitis mit Hauteinblutungen. Die genaue Ätiologie ist weitgehend ungeklärt. Der Lichen sclerosus scheint zum Formenkreis der Autoimmunerkrankungen zu gehören. Eine genetische Komponente ist ebenfalls wahrscheinlich, in der Literatur wird die familiäre Komponente in 10-30 % gesehen. Lichen sclerosus zerstört das elastische Bindegewebe und führt unbehandelt zu anatomischen Veränderungen der Haut. Bei frühzeitiger Diagnose und regelmäßiger Kontrolle kann bei Mädchen ein Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden, oft verschwindet das typische Hautbild bei gutem Ansprechen für lange Zeit vollständig. Die chronische Erkrankung verläuft in Schüben und kann durch mechanische und chemische Reizung, Allgemeininfekte und Stress ausgelöst werden.