Sexualerziehung in Alltagssituationen

Nach Input von Anke Erath, Institut für Sexualpädagogik, Köln (www.isp-sexualpaedagogik.org)

Wickeln und Toilettengänge sind mehr als nur Hygiene

Es macht aus sexualpädagogischer Sicht Sinn auch dieses zu hinterfragen.

Wickeln:
Wann ist der richtige Zeitpunkt: Wann ist was nötig? Man sollte Kinder fragen, ob es gerade passt, nicht einfach z.B. aus dem Spiel einfach hochnehmen

Wie mache ich es richtig? Kinder haben eine hohe Schutzbedürftigkeit beim Wickeln. Es ist ein Gefühl des Ausgeliefertseins.

Das Kind sollte bei diesen elementaren körperlichen Erfahrungen mitbestimmen können. Das Kind sollte entscheiden, wo gewickelt wird, wer wickelt (bes. auch in der Kita), und das Tempo dabei bestimmen. Das Wickeln sollte erklärend begleitet werden.

Im Übrigen tut es den Kindern gut, auch mal nackt sein zu dürfen, indem man ihnen auch mal Zeit gibt, zu Hause etwas unbekleidet zu liegen und so neue Körpererfahrungen zu sammeln.

Das Trocken- und Sauberwerden lässt sich nicht erzwingen: Kinder werden in ganz unterschiedlichem Alter trocken und sauber, jedes hat sein eigenes Tempo.

Das Trockenwerden sollte geduldig und ohne Zwang und Schimpfen begleitet werden.

Über Sexualität reden

Mutige Kinderfragen haben auch eine mutige Antwort verdient.

Kinder sind wissensdurstig und neugierig. Erwachsene müssen somit lernen, mit ihnen über Sexualität zu sprechen. Eltern sollten wie bei allen anderen Fragen selbstverständlich als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, Bücher als Anschauungsmaterial, die die Kinder selbst umblättern können, eignen sich dazu.

Körpererkundungen begleiten:

Selbststimulation (siehe eigenes Kapitel) ist kein abnormales Verhalten, sondern ein wichtiger Teil des Sichkennenlernens, es kann unterschiedlichen Bedürfnissen dienen. Vielen Eltern und Erziehern bereitet es viel Unbehagen. Es ist meistens Bestandteil einer gesunden psychosexuellen Entwicklung. Das Kind setzt sich mit dem eigenen Körper auseinander und erfährt, dass ihm bestimmte Berührungen angenehme Gefühle bereiten.

Es ist wichtig, Selbststimulation wahrzunehmen, darüber wertschätzend zu sprechen, sie zu akzeptieren, bei ausgeprägter Stimulation ggf. nach den Ursachen zu forschen.

Doktorspiele (Beobachten Sie aufmerksam, aber wohlwollend)

Gehören ebenfalls zur Sexualentwicklung dazu. Sie dürfen nicht übergriffig sein. Wichtig ist, dass sie auf Augenhöhe passieren, also kein Größen- oder Altersunterschied besteht, dass nur das getan wird, was alle wollen, dass nichts in Körperöffnungen gesteckt und ‚Nein‘ Nein heißt!

Prägen Sie Ihrem Kind ein: Hilfe holen ist kein Petzen.