Lichen sclerosus - eine chronische entzündliche Hauterkrankung

Lichen sclerosus ist eine recht häufig auftretende Hauterkankung, die aber oft erst sehr spät erkannt wird. Bei Lichen sclerosus handelt es sich um eine chronische entzündliche Hauterkrankung Es juckt und die Vulvahaut sieht weißlich, rissig und manchmal auch unterblutet aus

Typische Erzählung 1) Ein 5-jähriges Mädchen kommt zur Vorstellung wegen unstillbaren vulvären Juckreizes seit einem Jahr. Es reibe sich überall, im Kindergarten habe das schon zu Irritationen und zu komischen Bemerkungen geführt, man solle mal einen Psychologen aufsuchen. Besonders abends schlafe das Mädchen wegen des Juckreizes nicht ein. Mehrere Arztbesuche mit Abstrichen und Verordnung von Salben gegen Pilze oder bakterielle Entzüngungen haben kein Ergebnis und keine Linderung gebracht. Die ganze Familie ist verzweifelt.

Typische Erzählung 2) Eine Mutter stellt ihre 6-jährige Tochter vor. Wegen Blutspuren im Slip hatte sich die Mutter die Vulva angesehen und vermutet aufgrund des Hautbildes, dass das Mädchen sexuelle Übergriffe erlebt hat.

Befund: 8-förmig um Vulva und Anus herum findet sich eine glänzende Hautrötung mit fleckförmiger oder flächiger weißlicher Entfärbung um die Klitorius oder im Bereich der kleine Labien

Das Vollbild eines spät entdeckten Lichen zeigt Einrisse , Einblutungen, Entfärbung und Verhärtung oder Atrophie (dünner werden) der Hautschichten Oft bestehen in diesem Stadium gar keine großen Beschwerden und der Befund wird eher zufällig entdeckt.

Diagnose: frühe und fortgeschrittene Form des Lichen sclerosus, die Diagnose ist eine Blickdiagnose, bei Kindern werden keine Biopsien genommen. Abstriche sind unnötig, da sie keine Auskunft geben.

Therapie: 12-wöchige Therapie nach einem festgelegten Schema mit einer Kortisonsalbe oder einem Calcinertinantagonist in Salbenform.

Lichen sclerosus ist eine im Kindesalter sehr häufige, oft unerkannte, sehr erworbene, nicht infektiöse und nicht übertragbare chronisch rezidivierende entzündliche Hauterkrankung, die überwiegend im Vulva- und Analbereich, selten auch an anderen Körperstellen auftreten kann. Oft wird sie mit Windeldermatitis oder Pilzinfektionen verwechselt. Die Erkrankung kommt in allen Altersstufen vor mit erstem Gipfel in der hormonellen Ruhephase (2-9 Jahre), mit Beginn der Pubertät bleibt die Hautproblematik bestehen, aber es gibt seltener Rezidive und Beschwerden.

Bei Jungen äußert sich der Lichen sclerosus als Balanitis sclerotica, die zur Phimose führen kann.Die Mädchen klagen über anhaltenden quälenden, nicht beherrschbaren Juckreiz, der zu irritierenden genitalen Manipulationen verleiten kann. Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen bei der Defäkation sowie Blutspuren im Slip sind weitere Anzeichen.

Ursächlich für das Krankheitsbild ist eine Entzündung in der Haut.

Die genaue Ursache ist weitgehend ungeklärt. Der Lichen sclerosus scheint zum Formenkreis der Autoimmunerkrankungen zu gehören. Eine genetische Komponente ist ebenfalls wahrscheinlich.

Lichen sclerosus muss behandelt werden!

Lichen sclerosus zerstört das elastische Bindegewebe und führt unbehandelt zu anatomischen Veränderungen der Haut mit Narbenbildungen und Beschwerden.

Bei frühzeitiger Diagnose und regelmäßiger Kontrolle kann bei Mädchen ein Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden, oft verschwindet das typische Hautbild bei gutem Ansprechen für lange Zeit vollständig. Die chronische Erkrankung verläuft in Schüben und kann durch mechanische und chemische Reizung, Allgemeininfekte und Stress ausgelöst werden.

Eine heilende Behandlung ist zurzeit nicht möglich. Die adäquate Behandlung ist symptomatisch mit lokal applizierten hochpotenten Kortisonsalben oder als 2. Wahl Calcineurinantagonisten wenn Cortison nicht vertragen wird. Andere Substanzen haben keine erfolgsversprechenden Ergebnisse gezeigt.

Viele Eltern und auch Ärzte und Apotheker fürchten eine längere Anwendung von Cortison, dies ist im Fall der Behandlung des Lichens bei richtiger Applikation unberechtigt.

Umfassende Aufklärung einschließlich Literatur und Buchhinweisen finden Sie auf der Webside des Schweizer Lichen sclerosus Vereins www.lichensclerosus.ch